Vorwort
von Burkard Kreisel,
langjähriger Kameramann bei SWR Baden-Baden
Ich bin mir bewusst, dass Sie sich dieses Buch nicht wegen des Vorworts gekauft haben, deshalb das herzliche Dankeschön und einen Glückwunsch von mir noch gleich dazu!
Glückwunsch, weil Sie ein tolles Buch in ihren Händen halten und stolzer Besitzer einer neuen Kamera sind - es bald werden oder aber planen, in naher Zukunft vielleicht einer zu werden.
Mein Freund Uli Mors fragte vor kurzem, ob ich Lust hätte für sein aktuelles Buch ein Vorwort zu schreiben: „Du bist Kameramann, kennst das Geschäft und hast doch sicherlich das ein oder andere mitzuteilen…"
Als ich ungefähr 10 Jahre alt war verdrängte der Kameramann den Astronauten von Platz 1 der Berufswunschliste – und um es kurz zu machen: Nach unzähligen Super-8 Experimentalfilmen mit Freunden und Komparsen aus der Verwandtschaft, einer nicht immer geradlinigen Ausbildung und entbehrungsreichen Assistentenjahren arbeite ich nun seit knapp 25 Jahren als Kameramann im Doku-Bereich und bin mittlerweile in einem ARD-Sender im Südwesten für meine Kamerakollegen verantwortlich.
Mein Traumberuf befindet sich mehr denn je in einem Wandel und die aktuelle Dynamik dieses Wandels hat mittlerweile eine eigene, manchmal beängstigende Qualität bekommen. Eines Tages fanden wir Kameraleute uns plötzlich inmitten eines Heeres von Smartphonebesitzern auf der einen und DSLR-Anhängern auf der anderen Seite wieder.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Aufnahmen mit einem Smartphone können sehr wohl ästhetisch und technisch faszinieren - der Look des großen Sensors einer DSLR-Kamera in Dokumentation, Reportage oder Magazin kann überwältigend aussehen, wenn er denn die Geschichte unterstützt und nicht nur sinnfrei zum Einsatz kommt. Geringe Schärfentiefe hat nur bedingt etwas mit „Kino-Look“ zu tun und eine unmotiviert bewegte (Wackel-)Kamera wirkt auch nicht zwingend authentisch.
Es gab einmal Zeiten, da konnte man ohne Probleme 8-10 Jahre mit einer Kamera arbeiten. Standards waren definiert und teilweise in Beton gegossen, die getätigte Investition hatte Zeit sich zu amortisieren.
Zu dieser Zeit gehörte man als Kameramann zu einer kleinen Gruppe von Privilegierten, die sich wie die Gralshüter des Bewegtbildes fühlen durften und leider auch manchmal so benahmen.
Inzwischen gibt es eine große Zahl gut ausgebildeter, kreativer Kamerafrauen und Männer auf dem Markt.
Auch aus diesem Grund wurden aus uns ehemaligen Monopolisten kreative Dienstleister, denn Konkurrenz belebt ja das Geschäft und diesen Aspekt bewerte ich als uneingeschränkt positiv.
Wir erfahren momentan aber nicht nur eine Belebung der Branche, sondern in einigen Bereichen auch einen deutlichen Verdrängungswettkampf – frei nach Charles Darwin „Survival of the Fittest“. Wer auf dem Markt bestehen will, muss sich also anpassen oder eben spezialisieren.
Hinzu kommt: Die Halbwertzeit der aktuellen Kamera-Neuerscheinungen beträgt nur noch einen Bruchteil der oben erwähnten Zeitspanne von vielen Jahren. Aufnahmegeräte zu günstigen Preisen und mit einer technischer Aussteattung, die vor wenigen Jahren noch undenkbar oder zumindest unbezahlbar gewesen wären, kommen in immer kurzen Zeitabständen auf den Markt.
Umso wichtiger ist das eigene – oder fremde – Arbeitswerkzeug gut zu kennen und produktionsgerecht verwenden zu können.
Die in diesem Buch vorgestellte Sony PXW-FS7 vereinigt auch in diesem Sinn viele der Ansprüche, die unsere Auftraggeber an uns stellen und die wir Kameraleute von unserem wichtigsten Werkzeug erwarten.
Professionelle Schnittstellen, ein ergonomisches Handling, kompatible Aufnahmeformate kombiniert mit einer Bildqualität, die sich nicht vor einer Filmkamera verstecken muss - im Gegenteil. Die Möglichkeit von News bis hin zum 4K-Kino-Blockbuster, alles mit einer Kamera zu produzieren, ist Chance und Herausforderung zugleich.
Eine Kamera, die es uns zudem ermöglicht, effizient mit unserer Kreativität und den immer enger gesteckten Vorgaben umzugehen, kann den Unterschied ausmachen.
Zumindest aber ist sie für uns Anwender ein Schritt in die richtige Richtung, denn wir werden schlussendlich an unseren Bildern, unseren Geschichten gemessen.
Burkard Kreisel